Bringt das Radfahren in den Gemeindebau!

Radfahren ist in Wiener Gemeindebauten nicht erlaubt. Warum eigentlich? Wenn man mehr Menschen auf Räder bringen will, warum verbietet man ihnen das Fahren dort, wie es gerade für Kinder gefahrlos möglich wäre?

Liebes Wiener Wohnen!

Wir wundern uns. Und diese Wunderung kommt daher, dass in den Höfen der schönen Gemeindebauten das Radfahren verboten ist.

Ein Spaziergang führte uns neulich auf den Heuberg und wieder hinunter durch den Ernest-Bevin-Hof in Hernals. Eine schöne Anlage, weitläufig, viel grün, viele für den motorisierten Verkehr gesperrte Wege. Aber das Radfahren: verboten!

Radfahren nicht gestattet.

Sofort stellte sich uns die Frage, aus welchem Grund das Radfahren verboten ist? Wurden in der Vergangenheit FußgängerInnen überfahren? Sollen die BewohnerInnen durch das Radfahren nicht gestört werden? Oder ist es einfach eine Prinzipiensache, was hier verboten ist, darf dort nicht erlaubt sein? Vurschrift ist Vurschrift sozusagen?

 

Ein Blick auf die Website von Wiener Wohnen bestätigt, dass die Organisation in Fragen der Mobilität noch tief im autozentrierten Denken der 1980er Jahren zu stecken scheint. Etwa in der Abstell- und Garagenordnung, in der das Fahrrad als Verkehrsmittel nicht vorkommt. In der Hausordnung lesen wir nur, dass in den Höfen und Gärten ein Fahrverbot besteht.

In diesem Hof (und genauso in vielen anderen der schönen Gemeindebauten in Wien) könnte herrlich das Radfahren geübt werden und könnten Erwachsene von der Haustür weg in die Arbeit fahren. Was sie offiziell aber nicht dürfen. Sie müssen ihre Räder vom Haus bis zum Ende des Areals schieben und dürfen erst dann aufsteigen und wegfahren. Wem nützt diese Regelung?

Liebe Wiener Wohnen: Erlaubt das Radfahren!

Radfahren ist die effizienteste Mobilitätsform in der Stadt. Sie bringt mehr Menschen individuell durch die Stadt als das Auto. Sie verpestet die Luft nicht und die Risiken sowie die Folgen eines Zusammenstoßes mit einem Fahrrad sind gering. Fahrradfahren aktiviert den Körper und ist gut für den Einzelnen ebenso wie für die Gesellschaft. Studien dazu unterlegen das Argument.

Kinder leiden am stärksten an unseren autozentrierten Städten. Solange sie "fahrzeugähnliche Kinderspielzeuge" fahren, also Kinderräder unter 12 Zoll, dürfen sie am Gehsteig und in Parks fahren. Sobald sie aber richtig fahren können, sind sie aus dem Verkehr ausgeschlossen: Alleine fahren dürfen sie nicht, auf der Straße ist es ohnehin zu gefährlich, aber auch in Parks und - eben - in den Höfen im Gemeindebau ist das Radfahren verboten.

 

Ist es noch zeitgemäß, das Radfahren im Gemeindebau zu verbieten? Sollte nicht vielmehr gefördert werden, dass Kinder auf Räder steigen? Und mit ihnen mehr Erwachsene?

 

Wir schlagen vor, dass Wiener Wohnen ein Programm für das Radfahren auflegt, mit mehr Fahrradabstellplätzen, gesicherten Radwegen im Umfeld der Gebäude, Leihräder,  Informationsprogrammen und Fahrradkursen. Es soll Mobilität als Teil des Wohnes verstehen und aktive Mobilität als jene Verkehrsform erkennen, die den höchsten gesellschaftlichen Nutzen bei den geringsten Kosten erbringen. Und nachdem Wiener Wohnen als öffentlicher Bauträger einen gesellschaftlichen Auftrag hat, ist es höchste Zeit, dass sich das ändert!

 

Liebes Wiener Wohnen, bringt das Radfahren in den Gemeindebau! Erlaubt es nicht nur, sondern fördert es. Und zwar rasch!