Oslo boomt! Und hat sich dafür entschiedenen, Parkplätze aufzulösen und den frei gewordenen Raum für den Fuß- und Radverkehr zu nützen. Cities for People sozusagen. Ein schönes Video zeigt, wie diese Ziele ganz konkret umgesetzt werden.
#citiesforpeople
Wien, nur du allein.
Städtevergleiche sind immer lehrreich - aber auch immer schwierig. Die ganze Welt schaut nach Kopenhagen, Groningen, oder Utrecht. Eine Stadt wie Kopenhagen verkauft sich gut mit dem Fahrrad. Denn Fahrräder waren das Transportmittel des 19. Jahrhunderts und sind das Transportmittel des 21. Jahrhunderts. Viele Städte wissen das, in anderen dauert diese Einsicht noch etwas länger, bis sie im Konsens angekommen ist.
Olso reduziert Parkplätze und bewegt dadurch mehr Menschen.
Der Raum in der Stadt ist begrenzt. Gleichzeitig wachsen Städte wie Wien oder Oslo aber gerade wahnsinnig schnell. Um in einer wachsenden Stadt Mobilität für alle zu ermöglichen, wird der öffentliche Verkehr ausgebaut, denn der öffentliche Verkehr braucht viel weniger Raum als ein Auto. Irgendwie logisch.
Gleichzeitig wird in Oslo der Raum für Autos reduziert, sowohl für parkende als auch für fahrende. Auch wenn es für manche paradox klingt, aber je weniger Platz für Autos zur Verfügung steht, desto mehr Menschen können transportiert werden. Denn - siehe oben! - Autos nehmen viel Platz weg. Und dieser Platz kann für Mobilitätsformen verwendet werden, die weniger Platz benötigen.
Oslo macht das jetzt einfach. Natürlich gibt es auch dort Diskussionen - wo soll das Auto parken, wie können wir unseren Alltag meistern ohne Auto und so weiter. Allerdings gibt es dort einen Grundkonsens, dass weniger Autos der Stadt und den Lungen ihrer Menschen gut tun. Und dieser Grundkonsens wird mit konkreten Investitionen in die Infrastruktur manifestiert.
Wien ist nicht Oslo
Jetzt könnten wir wieder mit dem Lamentieren beginnen. Die mangelnde Infrastruktur in Wien, die Bezirksverwaltung, das viel niedrigere Budget als in anderen Städten (wie etwa Berlin, wo die Rot-Rot-Grüne Regierung massiv in die Fahrradinfrastruktur investiert), die fehlende Weitsicht bei vielen politischen EntscheidungsträgerInnen. Und die wütenden AutofahrerInnen, die mit der ständigen Angst leben, dass man ihnen etwas wegnimmt.
Wir haben aber keinen Bock auf Schimpfen. Wir wollen uns auch nicht unsere Laune durch pöbelnde ORF-Reporter oder schimpfende AutofahrerInnen vermiesen lassen, die tatsächlich glauben, dass RadfahrerInnen die größte Gefahr im Straßenverkehr darstellen (wie der Kurier im April in einer Umfrage berichtet hat und was Unfug ist, wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit bestätigt hat).
Das heißt aber nicht, dass wir alles gut finden, was in Wien passiert (oder eben nicht passiert). Das heißt auch nicht, dass wir nicht Verbesserungsmöglichkeiten für die Infrastruktur sammeln und als BürgerInnen an die Bezirksverwaltung weiterleiten. Und genauso wenig heißt das, dass wir nicht manchmal frustriert und ungeduldig sind, weil die Verbesserungen in der Stadt, die es ja auch tatsächlich gibt, einfach so langsam passieren.
Wien darf nicht Jakarta werden.
In Wien kommen manche Einsichten ein wenig später. Hier führt die Minderheit der AutofahrerInnen weiter ihren eifrigen Verteidigungsfeldzug und redet es sich schön, wenn sie die Stadt verstinken und die Lungen unserer Kinder belasten.
Aber die Richtung stimmt. Auch in Wien werden Umweltzonen kommen, werden stinkenden Dieselfahrzeuge verbannt werden und wird mehr Platz für den Fuß- und Radverkehr gewidmet werden. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Sharing is caring: wenn dir ein Artikel gefällt, freuen wir uns, wenn du ihn in deinen Medien teilst: