Car Go Bike Boom. Das Interview zum Buch.

Was war die Idee und warum braucht es dieses Buch?

Ich bin schon einige Jahre beruflich im Lastenradbereich tätig. Mir ist aufgefallen, dass es zwar viel Aktivitäten in sozialen Medien gibt, es aber noch immer kein Überblicksbuch zu Lastenräder gibt. Wir wollten also diese Lücke schließen und nicht weniger also ein Standardwerk für das Thema Lastenrad schaffen. Dazu haben wir die Lastenräder in verschiedene Kategorien eingeteilt. Manche Bauformen hatte überhaupt noch keinen Namen, die haben wir dann sozusagen getauft.

 

Neu war auch die Finanzierung des Buches über Crowdfunding.

Wir hatten die Idee für die Struktur des Buches und haben Finanzierung über wollten testen, ob es denn für so ein Buch auch Nachfrage gibt. Die Crowdfunding-Kampagne war dann sehr erfolgreich und wir haben das Projekt gestartet. Eigentlich wollten wir damit in wenigen Monaten fertig sein, es hat dann aber doch zweieinhalb Jahre gedauert.

 

Ein Grund für die längere Entstehungszeit war auch, dass wir für die Recherche in Archiven wie dem deutschen Postmuseum waren. Denn gerade die Geschichte für Transporträder ist nur sehr schlecht dokumentiert. Sammler haben immer schöne Rennräder gesammelt, Transporträder wurden einfach entsorgt, dadurch sind heute wenig Originalräder erhalten.

 

Interessant ist im Buch auch die zeitliche Verortung in drei Wellen.

In der Geschichte der Transporträder gab es tatsächlich drei Wellen. Die erste Welle war bei der Erstentwicklung der Fahrräder vor der Motorisierung. Die zweite Welle begann dann in den 1980er Jahre mit der Ölkrise und im Zuge der gesellschaftlichen Ökologisierung. Schließlich sehen wir heute die dritte Welle, die mit dem Bullitt begonnen hat, und die mit einem Mainstreaming von Lastenräder in verschiedenen Nutzungsbereichen einher geht, von Fahrradkurieren bis zur Familienlogistik.

 

Welche jüngsten Entwicklungen sind im Lastenradbereich erkennbar?

Spannend ist, dass immer wieder neue Konzepte und Produkte vorgestellt werden und das Fahrrad wieder mehr mit der Motorrad- und Automobiltechnologie verschmolzen wird. Also der eine Sektor lernt vom anderen und umgekehrt. Gerade im urbanen Raum wird jetzt wieder kleiner gedacht und Vehikel wie in der Autoindustrie nur als Reisevehikel gedacht. Das ist dann wieder so wie in den Anfangstagen der Automobilindustrie, die ja auch wesentlich von den Fahrrädern übernommen wurden. Und – Stichwort Sharing Economy – Leihlastenräder werden auch immer mehr.

 

Welche neuen Entwicklungen sind in der aktiven Familienlogistik zu sehen?

Es gab zwar immer schon Spezialsitze für Kinder im Anhänger, der Lastenradbereich hier aber noch nicht so weit und holt hier in den letzten Jahren sehr schnell auf. Gerade neue Anbieter wie das Chike, das Muli oder oder das Load 75 von Riese und Müller sind speziell für den Transport von Kinder ausgerichtet. Trotzdem scheint mir bei Lösungen für den ergonomischen und familienfreundlichen Kindertransportbereich noch Potenzial vorhanden zu sein.

 

Das Buch ist im Maxime-Verlag erhältlich. Über das Buch hat Matthias Bernold  mit Eric Poscher-Mika im Reich durch Radeln #RdR Podcast des Drahtesels gesprochen.