Fahrradmonitor 2017: It's infrastructure, stupid!

Eines der für mich interessantesten Details des Fahrradmonitors 2017, das vom deutschen Verkehrsministerium beauftragt wurde, war das niedrige subjektive Sicherheitsgefühl der Radfahrenden im Verkehr. Zu viel und zu schneller Verkehr, zu wenig Radwege, rücksichtslose AutofahrerInnen, etc. Das führt dazu, dass sich nur die Hälfte im Verkehr sicher fühlt. Die Erwartungen an die Politik, sind daraus klar abzuleiten: Mehr und bessere Infrastruktur.  

Quelle: BMVI (2017) Fahrradmonitor, S. 69
Quelle: BMVI (2017) Fahrradmonitor, S. 69

Für das Fahrradmonitoring 2017 befragte das Markt- und Sozialforschungsinstitut Sinus im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur Im Juni 2017 über einen Online-Fragebogen 3.156 Menschen zwischen 14 und 69 Jahren. Die Stichprobe ist repräsentativ hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildung und Ortsgröße. 

77 Prozent der Befragten zwischen 14 und 69 Jahren fahren Rad und nutzen das Fahrrad als Verkehrsmittel oder zum Sport. Ein Drittel nützt das Rad regelmäßig als Verkehrsmittel, fährt also täglich oder zumindest mehrmals pro Woche. 

Motive für den Radverkehr

Was sind die Beweggründe für die Nutzung des Fahrrads als Verkehrsmittel (Seite 35)? In erster Linie sind es Motive hinsichtlich Umwelt und Gesundheit, gefolgt von Kostenersparnissen und höherer Flexibilität sowie dem Faktor Spaß.


Interessant ist, dass das stärkste Motiv für die Autonutzung die Zeitersparnis ist, wobei  die Zahlen nicht zwischen Land und Stadt aufgedröselt wurden - un dieses Motiv um urbanen Bereich sicher weniger relevant. Schön ist außerdem, dass der Faktor Spaß beim Fahrradfahren höher ist als bei allen anderen Verkehrsmittel empfunden wird. Aber wir sagen das ja schon immer!

Gründe gegen die Fahrradnutzung: Zu viel Verkehr und geringes subjektives Sicherheitsgefühl

27% der Befragten fahren mit dem Fahrrad in die Arbeit oder kombinieren das Fahrrad mit dem Öffentlichen Verkehr. Die am häufigsten genannten Gründe gegen die Fahrt mit dem Fahrrad sind eine zu lange Wegstrecke oder schlechtes Wetter. Zu gefährlich finden den Weg in die Arbeit oder in die Ausbildungsstätte nur 19%. 

Nur die Hälfte der Radfahrenden fühlt sich sicher im Verkehr

Nur etwa die Hälfte der Radfahrenden fühlt sich beim Radfahren sicher (Seite 69). Die andere Hälfte, die aber trotzdem mit dem Rad fährt, fühlt sich eher oder überhaupt nicht sicher. Frauen fühlen sich mit 42% tendenziell unsicherer als Männer (35%), Ältere fühlen sich unsicherer als Jüngere. 

 

Das ist eigentlich eine schockierend hohe Zahl! Denn das sind diejenigen, die mit dem Fahrrad fahren, also nicht jene, die aus vermeintlichen Sicherheitsgründen das Fahrrad gleich gar nicht anrühren. Die Hälfte fühlt sich unsicher und fährt trotzdem. Aber würden Sie Ihre Kinder alleine losfahren lassen, wenn Sie sich selber im Verkehr unsicher fühlen?

 

Trotzdem scheint zu gelten, dass je mehr man mit dem Rad fährt, desto sicherer man sich auch im Verkehr fühlt. Nur 19% von denen, die das Rad regelmäßig für den Weg zur Arbeit nehmen, geben die Gefahr im Verkehr als Grund gegen die Fahrradnutzung an. Das ist genau genommen zwar eine andere Frage als die Frage, ob man sich im Verkehr sicher fühlt, aber die Tendenz dürfte stimmen.

Gründe für das subjektive Unsicherheitsgefühl

Die am häufigsten genannten Gründe für das Unsicherheitsgefühl sind zu viel Verkehr, zu wenig separate Radwege, rücksichtslose AutofahrerInnen und dass im Fließverkehr zu schnell gefahren wird (Seite 72).  

Verbesserungen für den Radverkehr

Angesichts der Gründe für das Unsicherheitsgefühl der Radfahrenden im Verkehr sind die am häufigsten vorgeschlagenen Verbesserungsvorschläge eindeutig: Mehr Radwege, die räumlich getrennt vom motorisierten Verkehr sind, aber ebenso getrennt von den Fußwegen verlaufen. Again: It's infrastructure, stupid!

Quelle: BMVI (2017) Fahrradmonitor, S. 67
Quelle: BMVI (2017) Fahrradmonitor, S. 67

Die Studie kann als pdf hier heruntergeladen werden.