Rechtabbiegen bei rot für den Radverkehr

Die Ampel ist rot. Trotzdem dürfen Radfahrende rechts abbiegen. Eine kleine Zusatztafel erlaubt es. Das funktioniert bestens in anderen europäischen Städten und sollte bald auch in Wien möglich sein.

Es ist oft Großes, es sind manchmal aber auch viele Kleinigkeiten, die eine Stadt radfreundlich machen. Das Rechtsabbiegen bei rot ist so eine Kleinigkeit und ist in vielen Städten bereits Normalität. Steht die Ampel für Fahrzeuge auf rot, können Radfahrende trotzdem rechts einbiegen, wenn sie dabei auf den übrigen Verkehr achten. Sie behindern dadurch weder den motorisierten Verkehr, noch andere VerkehrsteilnehmerInnen. Sie haben jedenfalls Nachrang, sind aber nicht hinter dem Rotlicht gefangen, das den motorisierten Verkehr regeln soll.

 

 

Als regulative Maßnahme ist das Rechtsabbiegen (oder Geradeausfahren wie das Bild unten zeigt) bei Rot für den Radverkehr eine sehr kostengünstige Maßnahme. Bei der Umsetzung braucht es nur einige Verkehrszeichen, die unterhalb der Ampeln angebracht werden können. Es bedarf keines Eingriffs in den öffentlichen Raum, es wird niemandem etwas weggenommen.  

Geringe Kosten, hoher Nutzen.

Während die Kosten niedrig sind, ist der Nutzen zwar schwerer zu berechnen, aber jedenfalls nachweisbar. Die Alltagsempirie zeigt, dass es das Radfahren angenehmer macht, wenn nicht der motorisierte Schwerverkehr gleichzeitig mit einer selber von der Ampel losrollt. Es macht das Radfahren sicherer, schneller und damit attraktiver. Eine von vielen Kleinigkeiten eben.

 

Wie aber auch bei anderen regulativen Maßnahmen, braucht es den Willen, diese Verbesserung einzuführen. Das Verkehrszeichen muss bundesweit eingeführt und die Regel in der Straßenverkehrsordnung verankert werden. Das ist sinnvoll und als Pilotversuch schon in der geltenden StVO durch Verordnung des Ministers machbar. Ob der jetzt zuständige Minister allerdings an mehr als Auto und Tütü denkt, ist aber fraglich. 

 

Die Idee ist auch nicht neu, die Radlobby setzt sich etwa schon seit Jahren dafür ein und Ulrich Leth von der TU Wien hat dazu eine vergleichende Präsentation mit Beispielen aus den Niederlanden, Dänemark, Belgien, Frankreich und der Schweiz veröffentlicht.

 

Diese Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Radverkehr in Österreich bis 2025 zu verdoppeln. Weil von einem großen Infrastrukturpaket für den Radverkehr noch nicht die Rede ist, könnte - statt das Rechtsabbiegen bei rot für Autos zu testen - diese Kleinigkeit aufgenommen und umgesetzt werden. Maßnahmen, die fast nicht kosten und das Leben im Radverkehr zumindest ein klein wenig verbessern.

 

Darüber hinaus sind Maßnahmen wie das Rechtsabbiegen bei Rot ein Zeichen der Wertschätzung für die Radfahrenden, die dazu beitragen, die Stadt schöner, sauberer und liebenswürdiger zu machen, als sie ohne sie sein würde.